Der Gerätewagen Gefahrgut, kurz "GW-G", ist das Kernstück des Gefahrgutzuges. Seine Aufgabe ist es, bei Einsätzen mit chemischen Stoffen die benötigten Spezialgeräte an die Einsatzstelle zu bringen. Als einzige Feuerwehr im Landkreis steht bei der Feuerwehr Eggenfelden ein solcher Gerätewagen Gefahrgut - nur am Kennzeichen erkennt man, dass dieser eigentlich im Besitz des Landkreises ist. Finanziert wurde das Fahrzeug, Baujahr 1991, von Freistaat und Landkreis gleichermaßen, unter dem Funkrufnamen "Florian Eggenfelden 52/1" wird er komplett mit Aktiven der Eggenfeldener Wehr besetzt. Spezielle Übungen werden dafür absolviert, die Ausrüstung außerdem regelmäßig gewartet und gepflegt. Zu den Aufgaben, die mit dem GW-G erledigt werden, gehört das Aufspüren, Messen und Prüfen sowie das Auffangen von festen und flüssigen Chemikalien, das Umpumpen und Umfüllen flüssiger Gefahrstoffe, das Abdichten havarierter Behälter und Leitungen, die Durchführung einer Notdekontamination, das Binden von chemischen Flüssigkeiten und das Stellen spezieller Schutzausrüstung für den Chemieeinsatz. "Ein Aufgabenspektrum, das angesichts dreier Bundesstraßen im Landkreis mit etlichen Schwer- und Gefahrguttransporten sowie der örtlichen Nähe zum Chemiedreieck absolut gerechtfertigt ist", betont Kommandant Otto Ettinger.
Doch was macht für ihn die Gefahrguteinsätze so besonders? "Du weißt nie, was dich wirklich erwartet", bringt es Ettinger auf einen Nenner. Läuft alles nach Plan, sind selbst Notfalleinsätze mit Gefahrgut problemlos zu beherrschen. Doch oftmals läuft gerade bei diesen kaum etwas nach Plan. "Am liebsten sind mir Gefahrgut-Transporter großer Industrieunternehmen, denn bei denen prüfen Sicherheitsbeauftragte vorm Verlassen des Firmengeländes, ob die Ladung ordnungsgemäß gesichert ist", so Ettinger. So verwirrend die Stoffbestimmung und -Bergung für Laien aussehen mag, jeder Einsatz verläuft nach einem vorgegebenen Schema, das immer wieder trainiert wird. Den Leitfaden bildet dabei die sogenannte GAMS-Regel: G steht für Gefahr erkennen, A für Absperrung, M für Menschenrettung, S für Nachforderung von Spezialkräften. Zur Erkennung der Gefahr, also des austretenden Stoffes, dienen Ladepapiere oder Kennzeichen an den Fahrzeugen (UN-Nummer, Kemler-Zahl) sowie Messungen und der Vergleich mit Nachschlagewerken und Datenbanken (Hommel, TUIS). Daraus ergeben sich notwendige Absperrungsmaßnahmen und Schutzvorrichtungen sowie die Vorgehensweise bei der Eindämmung der Gefahr (Materialauswahl).
Zwei Situationen verschärfen jedoch die Problematik. "Wenn Menschen verletzt und mit Gefahrstoffen verunreinigt sind, ist deren Rettung eine große Herausforderung. Denn zum einen soll sie schnell erfolgen, zum anderen dürfen die Einsatzkräfte und die Umwelt nicht zusätzlich einer Gefahr augesetzt werden", betont Ettinger. Oder wenn eine große Menge Gefahrstoff austritt und es sich dabei als schwierig gestaltet, das Leck zu schließen. Auch hier gleichen Zeit- und Sicherheitsfaktoren einer Gratwanderung.
Zweifelsohne gehören Gefahrguteinsätze zu den schwierigsten, gefährlichsten, anstrengendsten und auch zeitaufwändigsten Notfallsituationen, mit denen eine Freiwillige Feuerwehr wie die der Stadt Eggenfelden zurechtkommen muss. Denn beim Thema "Gefahrgut" lernt man Gerätschaften zu bedienen, die sonst nur Spezialisten zur Verfügung stehen. Auch die theoretische Ausbildung gewährt einen tiefen Einblick in die Zusammensetzung, die Wirkung und den Umgang mit chemischen Stoffen. "Das wiederum kann ich auch privat nutzen", so Ettinger. "Du wirst sensibler, was Chemie im Alltag betrifft. Du beobachtest, welche Transporte wie und wo unterwegs sind, und du achtest darauf, dass bestimmte Mittel im eigenen Haushalt nicht vorkommen."
Die Häufigkeit der GWG-Einsätze hielt sich in den letzten 25 Jahren Gott sei Dank in Grenzen. "Und das darf auch in Zukunft so bleiben!", wünscht sich Ettinger.